Ich liege herum und überlege,
was ich mit diesem Tag machen kann,
der da hinter meinen Rollos tropft und gluckert,
taubengrau durch dessen Ritzen leuchtet,
Morgen und Abend verschwimmen lässt,
ist mir recht so,
will nicht rausgehen,
will nicht aufstehen,
Lustlosigkeit bindet mich ans Bett,
habe keine Lust auf Menschen,
keine Lust auf die Montagsfrage:
„Was hast du im Urlaub gemacht?“
Nichts
Nichts irritiert viele, nichts ist „verlorene“ Zeit,
wie neidisch wären wieder andere,
die nie zum Nichtstun kommen,
zur Ruhe, welche dieses bieten kann,
wenn man es warm und offen empfängt,
tropf, tropf, plick, plack,
Gelächter unten an der Straße,
gedämpfte Worte, geht weg,
lasst mich, will nichts hören, sehen, denken,
Licht an, Medikamente rein,
tue also doch wieder etwas,
ich nehme ein Buch vom Nachttisch und lese,
lese von Säufern, also Schriftstellern früherer Jahre,
lese von Bomben und Soldaten,
von denen zu viele ins Nichts gingen,
denen das Nichtstun nicht vergönnt war,
Nichtstun, weniger Kreuze und Freunde im Boden,
Nichtstun, weniger Schreie nach fernen Müttern,
Nichtstun, kleinere Zahlen in endlosen Tabellen,
herrje, ich bin viel zu melancholisch,
und gespalten, so früh am Morgen,
aber die dunklen Gedanken,
sie machen mich gleich erheblich dankbarer,
ich koste das Privileg in aller Fülle aus,
schätze jetzt meine Kinderlosigkeit,
erinnere mich dann aber auch wieder an die Stille,
jenes breiige Etwas,
das mich mit Einsamkeit umschloss,
als ich die Woche zuvor im Bett brachlag,
mir das Nichtstun zum argen Leid wurde.
Da rauscht der Rollladen nach oben,
fieses Luder, Ruhestörerin, Tuende,
ich habe den Mensch daneben vergessen,
der nicht mehr schlafen kann,
wenn ich störend mit dem Stift auf das Papier kratze,
einen Teil von dem hier festhalte,
fieses Luder, selber schuld,
ich sehe den Oktobertag in seiner Fülle,
und versuche ihn festzuhalten:
Marmorplattenhimmel, Herbstgelumpe, Schnupfenbringer,
Nichtstunwollenaberdochimmerirgendetwastunwetter,
bin unzufrieden, also mehr Gekratze,
wild Durchgestrichenes,
ich lasse mich selbst nicht in Ruhe,
will Zärtlichkeit, rufe nach ihr,
höre als Antwort nur die Klospülung,
muss jetzt auch, der Körper ist wach,
habe Druck, habe Hunger,
verdammtes Musstun,
würde jetzt gerne laufen lassen,
nicht die Endgültigkeit des Aufstehens,
den Beginn des Tages hinnehmen müssen,
aber geht nicht, naja, geht schon,
ist aber in seiner Folge wieder mit mehr Tun verbunden,
schrecklich, nur am Jammern der Mann,
Frühstück ankündigende Geräusche,
das Klappern von Geschirr,
Radio, ihr lieblicher Gesang dazu,
Wasserkochergeblubber,
Stühleschieberei,
ich werde gerufen,
und dann,
dann empfängt mich in der Küche ein verstehendes Munkwinkelschmunzeln,
ein Kuss auf die Wange und eine warme Hand auf dem Rücken,
und ich kann das Aufstehen, das Tunmüssen,
das Tropfen und Glucksen hinter den Scheiben,
den Vorzeigeregenwettertag,
ohne weiteres Murren,
und mit einem Lächeln akzeptieren.